concrete paradise

…. ein fantastisches Traumbild, ein utopisch-dystopischer Zukunftsentwurf einer Gesellschaft zwischen Realität und Fiktion. Weder Hölle noch Paradies, nicht Ort und nicht Unort. Ausdruck der zerstörten Illusion einer idealen Gesellschaft und zugleich Erlösung und Apokalypse.

Die Metamorphosen von Barbara Filips …. am Beispiel concrete paradise  

von Manfred M. Lang

Wie geht es einer Stadt, wenn Filips sie neu verstädtert? – und wie geht’s mir mit ihren Brutaloangeboten? Was passiert mit meinem gesehnsüchtigten Venedig, wenn eine Marghera-Wucherung nur mehr eine Kuppel von ihr zu(sehen)lässt? Werde ich traurig – lasse ich mir die Verstümmelung neugierig gefallen, find ichs einfach formal interessant, denke ich mir was aus, wie es einmal sein wird – oder ohnehin bereits ist? Oder ist mein Venedig schon längst Filips‘ concrete paradise Wirklichkeit geworden, weil Venedig overtouristisch einfach unerträglicher geworden ist, als seine technisierte Verschandelung? Und was mache ich jetzt mit Tokio – wo ich schon einmal zwei Wochen richtig entdeckungsglücklich war – wenn Filips meine Erinnerung mit einem Stillleben aus Thiruvananthapuram – was immer wowas das ist – zuerst fraktalisiert, dann neu konstruiert hat? Was, wenn mich diese Fotoarbeit jetzt einfach berührt, obwohl mich keine Emotion mehr mit meinem Erinnerungsurzustand verbindet? Missachte ich jetzt alle Betrachter, die mit dem Urzustand „ihrer“ Stadt starke Emotionen verbinden, wie ich mit meinem Urvenedig verbindet.

Fragen über Fragen wirbeln mich durcheinander und rufen emotionale Verunsicherungen hervor, wenn Barbara Filips gewohnte Abbilder mit einem ihrer neuen Gedankenspiele hinterfragt. Wenn sie neue Sichtweisen für neue Assoziationen aufzeigt. Wenn sie Ahnungen einer neuen/möglichen Realität anbietet. Wenn sie den Betrachter mit einer zwar andersartigen, aber durchaus neuerlebbaren Schönheit fesselt.

Manfred M. Lang, Galerist